Zur Geschichte
Zuerst spielten wir – einige Jungen und Mädchen aus meinem Kinderheim, Gunthild und ich - einfache Jagdsignale auf unseren Pless-Hörnern. Jagdherren hörten uns, waren von der Qualität überrascht und luden uns ein, ihre Treibjagden an- und abzublasen und im Anschluss an die Jagd die Strecke zu Ehren des Wildes zu verblasen.
Die Heimkinder erfuhren eine intensive Wert-schätzung aufgrund ihrer Leistung: sie waren auf einmal nicht mehr die wertlosen Heimkinder, sondern Musiker, die mit ihrer Musik Freude bereiteten und anerkannt wurden.
Das steckte an: Auch einige der anderen Kinder und Jugendlichen wollten diese schnell zu erlangende Anerkennung, denn das Hornspielen ist leichter erlernbar im Vergleich zu anderen Instrumenten, wenn man fleißig übt.
Wir gründeten 1995 ein Orchester und konnten Walter Müller, einen erfahrenen Musiker gewinnen, der uns als ehemaliger Trompeter und Musiklehrer mit unglaublicher Geduld und klugem Fingerspitzen-gefühl zu Hornbläsern formte.
Wer mitmachen wollte, war dabei, auch Außen-stehende kamen regelmäßig zu unseren intensiven Proben, zwei Mal die Woche jeweils zwei Stunden. Die Qualität unserer Darbietungen wurde hörbar besser.
Für unser erstes Benefiz-Konzert im März 1995 zugunsten der Straßenkinder von Sao Paulo in Brasilien übernahm seine Durchlaucht Fürst Christian zu Bentheim die Schirmherrschaft. Der Männer-Gesang-Verein Borghorst, die Chorgemeinschaft St. Nikomedes, die Naturhornbläser Greven, die beiden Sopranistinnen Susanne von der Burg und Petra Schreiber und unser junges Orchester beeindruckten die vielen Besucher, die mit ihrer Spende von über 8000.-DM diesem Benefiz-Gedanken zum Erfolg verhalfen.
Viele Auftritte folgten, fast an jedem Wochenende. So auch am 7. Juni 1997 das Benefiz-Horn-Konzert zugunsten der Heinz-Sielmann-Stiftung unter dem Motto: „Hörner erschallt gegen Gewalt“! Prof. Dr. Fritz Kemper hielt die Laudatio zum 8o. Geburtstag Sielmanns, der mit Tränen in den Augen die Ehrung entgegennahm. Als Freiherr Heereman seinen Festvortrag hielt, stürmten Jagdgegner auf die Bühne, entrollten ihr Banner und schrien: „Jäger sind Mörder“. Mehr als 1000 Jagdhornbläser griffen zu ihren Jagdhörnern und bliesen die Störer aus der ausverkauften Emshalle in Emsdetten. Mit der Spende von über 2000.-DM konnte ein Freizeitpark im Harz unterstützt werden.
Der Jagdorden „Ordensritter St. Hubertus 1444“ veranstaltete 1998 ein Benefiz-Konzert zugunsten der St. Paulus-Kirche in Hamm. Der Künstler Dusan Jovanovic schuf zu diesem Anlass ein Meister-werk: “Die Farbe Gelb bedeutet für den Künstler Ausstrah-lung, Sonne, Licht und gleichzeitig Wärme. Das dominierende Gelb hat auch noch eine weitere Bedeutung: Es ist auch die Farbe der Kirche. Durch die homogene Einheit zwischen Kirche und dem darüber schwebenden Parforcehorn strahlt dieses Bild eine ganz besondere Wärme aus. Meines Erachtens ist diese Jagdhorndarstellung eine der Bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Und die Jagdhornbläser des Kinderheims Emsdetten können stolz sein, dass sie auf einen Künstler wie Dusan Jovanovic gestoßen sind, der für sie mit dieser Jagdhorndarstellung ein ansprechendes CD-Booklet geschaffen hat.“
(11.11.2001, Dr. J. Pöschl, Jagdmusikforscher)
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Junge Stars mit harter Geschichte - Hörner erschallt gegen Gewalt Mit Musik und Jagd das Leben meistern Ein Haus voller Kinder: Sie alle haben eine bedrückende Geschichte. Wenn sie dennoch nicht vor die Hunde gehen, sondern ihren eigenen erfolgreichen Weg gehen, so hat das nicht zuletzt mit dreierlei zu tun: mit Musik, Erfolg und einem Jäger. Musikpädagogik mit therapeutischem Hintergrund. Über den umtriebigen Leiter des Kinderheimes könnte man sagen: Der Mann hat 20 Kinder und von Beruf ist er Vater, Kumpel und Jäger zugleich. Konkret sieht das so aus, dass er seit 28 Jahren täglich versucht den Kindern dass zu sein, was ihre leibliche Eltern ihnen nicht waren: verlässlicher Partner, Erzieher und Autorität. Vor 28 Jahren gründete Peter Weidlich im münsterländischen Emsdetten das "Heilpädagogische Kinderheim Weidlich". Dort vertraut ihm das Jugendamt Kinder und Jugendliche an, denen in unterschiedlichen Formen Gewalt angetan wurde, die, wie er sagt, "mit verletzten und zerstörten Seelen" zu ihm kommen. Was menschliche Kälte bedeutet, haben die Kinder dieses Heimes mehr als verkraftbar erfahren. Mit Hilfe der Musik lässt Peter Weidlich sie erfahren, was menschliche Ergriffenheit bedeutet. Er hat mit ihnen zusammen ein Hornbläser-Ensemble gegründet, das überall wo es auftritt, außergewöhnliche Erfolge feiert. Die Qualität ihrer Hornmusik ist so überzeugend geworden, dass sie europaweit Konzerte veranstalten und Gottesdienste in großen Kirchen (z.B. in den Domen von Fulda, Münster, Paderborn und Lübeck etc.) musikalisch gestalten.
Mittlerweile hat das Orchester mit seinem Dirigenten Walter Müller die dritte CD produziert. Auf Ventil-, Wald- und Parforcehörnern sowie mit Kesselpauke präsentieren die jungen Musiker in ungewöhnlich perfektionierter Weise ein Repertoire aus Volks- und Jagdmusik. Der komplette Erlös aus dem Verkauf der CDs hilft den Kindern beim Start nach der Entlassung aus der Jugendhilfe, denn jeder Musiker bekommt einen bestimmten Prozentsatz pro verkaufter CD auf ein Sparbuch überwiesen. Drei Größen - die Musik, die Kunst, und das Erleben von Natur - gibt den Kindern und Jugendlichen die Kraft, ihren eigenen Wert innerhalb unserer Gesellschaft zu erarbeiten und darüber hinaus ihrem Leben einen tieferen Sinn zu geben. Gerade für "Heimkinder", aber auch für andere Kinder, ist es nicht selbstverständlich, dass sie so intensiv und zuverlässig das Hornspielen pflegen und sogar die Herausgabe von CD's realsiert haben. Die BJV-Kreisgruppe Lohr a. Main hat von diesem Kinderheim erfahren und das Jagdhornbläser-Ensemble mit ihren Betreuern für ein Wochenende nach Lohr eingeladen. Die BJV-Vorstandschaft hat sich entschieden, statt einer kostenintensiven Jubiläumsfeier - die BJV-Kreisgruppe Lohr a.Main wurde 125 Jahre alt - das Geld dafür den Heimkindern zugute kommen zu lassen. |
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